Wie alles begann

Ich komme aus einer eher leistungsorientierten Familie, geprägt davon einen gewissen Ruf aufrecht zu erhalten, jemanden zu sein und nach Aussen was darstellen zu müssen um zu gefallen. Schon als Kind wusste ich genau was ich wollte, hatte hohe Ansprüche an mich, wollte unbedingt das Gymnasium absolvieren und studieren. Obwohl ich alles gegeben hatte, war es doch nicht genug und ich musste das Gymnasium in der Hälfte verlassen. Dies war ein grosses Scheitern für mich, welches ich lange nicht wahrhaben wollte. Ich hatte keinen anderen Plan was ich stattdessen tun sollte und liess mich deshalb von meinem Umfeld überreden, etwas "Vernünftiges" zu machen. So entschied ich mich zu einer klassischen kaufmännischen Ausbildung, wozu ich sofort die Zusage für einen Ausbildungsplatz erhalten habe. Bis zum Ausbildungsbeginn beschloss ich mich ganz meiner Leidenschaft, den Pferden, zu widmen und die Zwischenzeit in einem grossen Reitstall zu verbringen um zu arbeiten.

 

Dieser Aufenthalt im Reitstall hat vieles in mir bewegt. Jeden Tag habe ich mir die Frage gestellt, ob es wirklich das ist was ich wollte. Jeden Tag von morgens bis abends in einem Büro sitzen und einer Tätigkeit nachgehen welche mich nur mässig interessiert, wenn ich ebenso jeden Tag aufstehen kann und einer Tätigkeit nachgehen kann welche mir wirklich Spass macht, so wie ich es bei der Arbeit mit den Pferden erleben durfte. Ich habe mir vorgestellt wie es wohl wäre, dies zu meinem Beruf zu machen und quasi für mein Hobby Geld zu verdienen. Die Stimme in meinem Herzen wurde immer lauter, wollte es unbedingt und gleichzeitig wusste ich das meine Familie mich alles andere als dabei unterstützen wird, denn dieser Beruf hat wenig Perspektive vor allem in Bezug auf finanzielle Sicherheit. Ich hatte Angst meine Wünsche kund zu tun, hatte Angst vor den Reaktionen meines Umfeldes. Dazu kam auch der Aspekt, dass ich eigentlich viel zu unerfahren war, um diese Ausbildung als Pferdewirtin zu beginnen. In mir wusste ich, dass dies kein Hindernis war denn ich wusste, wenn ich es wirklich wollte werde ich es auch schaffen. Aber ich hatte Angst, dass die anderen nicht an mich glauben werden und zögerte aus diesen Gründen sehr lange damit meinen Wunsch auszusprechen.

 

Da ich während dieser Zeit im Reitstall auch noch einen Tag in einem Büro ein Praktikum absolvierte, hatte ich den direkten Vergleich. Jeder Tag im Büro war für mich die absolute Qual, es langweilte mich zutiefst und saugte an meiner Energie. Jeder Tag bei den Pferden, bereitete mir allerdings so viel Freude, dass sich keine Minute nach Arbeit anfühlte. Und ich wusste, so will ich mich in meinem Leben fühlen, alles andere kann nicht die Wahrheit sein. So habe ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und als erstes, meine potenzielle Ausbildnerin im Reitstall eingeweiht. Ich wusste, dass der Stall noch einen Ausbildungsplatz frei hatte für diesen Sommer und ich wusste von ihr, dass sie mich am ehesten dabei unterstützen würde ihn zu bekommen. Und dem war auch so und so war sie es dann auch die mich unterstützt hat meine Eltern als auch den Reitstallbesitzer zu überzeugen. Beide waren nicht sehr begeistert von dieser Idee, aber ich liess mich nicht mehr davon abbringen.

 

 

Die Ausbildung an sich wurde allerdings zu einer Bewährungsprobe. Der Alltag war schnell nicht mehr so romantisch als er dann eben zum Alltag wurde. Die Tage waren streng, harte körperliche Arbeit, wenig Lohn und ich erlitt viele Unfälle mit verschiedenen Pferden unter welchen meine Gesundheit sehr stark gelitten hat. Die Anforderungen für die Abschlussprüfungen waren sehr hoch und für einen Moment schien es  mir unmöglich denen jemals gerecht zu werden, da die nötige Unterstützung und überhaupt die Möglichkeiten dazu fehlten. Aber scheitern kam für mich nicht in Frage.

Ich habe dann angefangen meine wenige Freizeit und der kleine Lohn in noch mehr Training in anderen Reitställen zu investieren.  Gegen Ausbildungsende, kam ich über gute Beziehungen zu einer der erfolgreichsten Dressurreiterinnen der Schweiz. Ich überlegte einen Moment, meine Ausbildung bei ihr zu beenden, denn von ihr spürte ich wirkliches Interesse an mir und Motivation mich zu unterstützen. Da bei ihr aber der Fokus komplett auf Dressur ausgerichtet war, und ich für die Prüfung alles abdecken musste, entschied ich mich zu bleiben wo ich war, denn dies war ein auf Springreiten ausgerichteter Stall, und bei ihr einfach zusätzlich zu trainieren und hielt mich am Lichtblick fest, nach der Ausbildung dann bei ihr zu arbeiten und dann endlich meiner Leidenschaft ganz nachgehen zu dürfen. Meine Energie wurde bis aufs äusserste ausgereizt aber ich hielt durch. So kam dann endlich die Abschlussprüfung, welche ich tatsächlich als eine der Besten abgeschlossen habe und ich freute mich riesig darauf danach endlich den Stall zu wechseln und mich auf meine Leidenschaft, das Dressurreiten zu konzentrieren.

 

Allerdings habe ich massiv unterschätzt wie sehr ich mich verausgabt habe um allen zu beweisen, dass ich es kann. Obendrauf der Stallwechsel der verbunden war mit einem Umzug in eine fremde Stadt weg von meiner Familie, Freunden und meinem Partner, war zu viel. Das Fass überlief und mein Körper als auch meine Psyche spielten nicht mehr mit. Es gab immer mehr Tage an denen ich nicht mehr zum Bett raus kam, chronische und nicht diagnostizierbare Schmerzen machten mein Dasein unerträglich und nach einigen Monaten des Kampfes wurde ich schliesslich krankgeschrieben. Ich begann dadurch mich intensiv mit mir auseinander zu setzen. Die Schulmedizin kam nicht weit, dies wurde mir schnell klar.

So begann ich mit Meditation, Yoga, besuchte verschiedenste Heiler, reiste durch verschiedene Kulturen und Heilmethoden und begab mich somit wohl auf die spannendste Reise zu mir selber. Die tiefe Sehnsucht nach einem Leben in Erfüllung und Leichtigkeit war weiterhin mein Antrieb. Einige Jahre vergingen in kompletter Orientierungslosigkeit. Ich habe hier und da ein bisschen gejobbt, nur um dann wieder reisen zu können. Nichts hat mir wirklich dieses Gefühl vermittelt wonach ich mich sehnte, dass einzige was ich als Antrieb hatte war meine Sehnsucht danach und die liess ich mir von nichts und niemandem nehmen. Und ich denke genau, weil ich dieses Vertrauen in meine Sehnsucht nie aufgegeben habe, hat es mich genau dahin geführt. Durch Täler und Schluchten und ganz anders als ich es mir je hätte vorstellen können, aber plötzlich war es dann einfach da.

 

Plötzlich war innerhalb ein paar Tage einfach klar was ich machen wollte, so als hätte ich über all die Jahre ganz viele Puzzleteile gesammelt, welche einzeln keinen Sinn aber zusammen gefügt ein ganzes Bild ergeben. So begann ich mich 2018 selbständig zu machen mit meinem ersten Herzensbusiness Begegne Dir Selbst. Der Grundstein waren immer noch die Pferde, allerdings hat sich durch meine Geschichte und all meine Erfahrungen etwas ganz Eigenes daraus entwickelt. Und ich schien zu finden wonach ich die ganze Zeit gesucht habe. Und rückblickend zu erkennen, dass auch wenn der Weg noch so schwer war, jeder einzelne Schritt davon so wichtig war um hierhin zu gelangen, hat mein Vertrauen noch einmal so tief gestärkt um diesen, meinen Weg weiter zu gehen. Vor lauter Freude darüber, habe ich mich allerdings ein bisschen darin festgefahren, dass nun alles immer so bleiben würde, und ich jetzt angekommen bin. Dem war nicht ganz so, die Reise ging von da aus einfach immer weiter, immer mehr in meine Essenz und auf diesem Weg wollten immer wieder Teile von mir sterben. Aber heute weiss ich, das ist das Leben und es ist genau das worum es geht, diesen Weg immer weiter zu gehen, immer weiter loszulassen was man glaubt zu sein und die eigene Essenz immer tiefer und klarer zu erkennen und zu verkörpern und dies ist einfach das grösste Geschenk und Magie pur.          

 

Und so habe ich gerade wieder, all das was ich mir über diese Jahre aufgebaut habe in den letzten Monaten sterben lassen. Weil mein Herz es mir gesagt hatte, weil es Zeit war dafür. Und nicht, wie es vielleicht nach aussen zu scheinen vermag um ganz neu anzufangen, sondern um alles was ich bin noch tiefer zu verkörpern, noch mehr mich in meiner Essenz und meiner Wahrheit zu leben und so noch mehr Fülle und Reichtum zu manifestieren - im Innen als auch im Aussen. Und heute bin ich unerschütterlich im Vertrauen und im Kommittment zu mir und meinem Weg. Ganz egal was andere sagen, ich weiss was mein Herz mir sagt ist immer richtig und so folge ich.

 

 

Für immer mehr Wahrheit, Liebe, Freiheit und Einheit nach Innen und Aussen.

- Juni 2023